LDN

Sonntag, 17. August 2014

Safaripark Port Lympne

Vor einigen Wochen haben wir den Safaripark Port Lympne (spricht sich "Lym") in Kent, Südostengland, besucht. Die Bahngesellschaft Southeastern schmeißt oft Rabattangebote für Attraktionen in Kent, wenn man mit der Bahn dorthin fährt. Für Port Lympne gab es 2 Tickets zum Preis von 1 (was sich bei 24 £ schon lohnt).

Drei Anläufe haben wir gebraucht: Am ersten Samstag war es schon so spät, dass sich das Losfahren nicht mehr gelohnt hatte. Am zweiten Samstag sind wir extra früh aufgestanden und saßen schon im Bus zum Bahnhof, als es auf einmal so zu schütten anfing, dass wir wieder umgedreht sind, weil der Wetterbericht für den Tag nicht besser wurde und wir uns dachten, dass Tieregucken im Schlamm nicht so prickelnd ist (selbstverständlich blieb es bei der morgendlichen Husche und den Rest des Tages war allerschönster Sonnenschein). Eine Woche später, am Sonntag, hat es dann endlich geklappt.

Wie es war? Na ja. Der Tag hat sein Bestes getan, um uns die Stimmung zu vermiesen. Das fing an mit der umständlichen Anreise – eine halbe Stunde mit dem Schnellzug von Stratford nach Ashford und dann eine Dreiviertelstunde weiter mit dem Bus Richtung Hythe zum Wildpark und dann dort noch eine Viertelstunde Fußmarsch bis zum Eingang.

Wie ich den Park selber fand, weiß ich selbst noch nicht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Abzocke und Paradies. Die Gehege sind zum größten Teil sehr schön gestaltet, was aber auch bedeutet, dass man nicht viele Tiere zu Gesicht bekommt. Das wäre auch gar nicht so schlimm, wenn wenigstens darauf hingewiesen würde. Stattdessen stehen nur traurige verblichene Infotafeln herum und man läuft sich einen Wolf (no pun intended, außerdem war das Wolfsgehege sowieso leer), stellt am Ende des Weges fest, dass das Gehege leer ist und muss alles wieder zurücklaufen, weil die Wege so umständlich gestaltet sind.

Beim Herumirren im Regen entdeckt: Eines der Gorilla-Freigehege (man beachte die Rutsche).
Leider schaute nur mal kurz ein Gorilla vorbei, trollte sich aber recht schnell wieder.

Die Freigehege, die sie haben, sind dafür umso schöner. Es gibt einen riesigen Safaribereich, wo sich viele Pflanzenfresser wie Giraffen, Zebras, Antilopen und Nashörner tummeln. Dort wird man mit offenen (lauten und stinkenden) LKWs durchgekarrt. Theoretisch auch mit Kommentaren, aber die Mikrofonanlage war nicht zu gebrauchen und schnarrte und rauschte nur. Trotzdem hatten wir wohl riesiges Glück; andere Bewertungen des Parks im Internet beschwerten sich über ewige Wartezeiten, die wir glücklicherweise nicht hatten.

Der wirklich tolle Safaribereich; vorne eine Herde Streifengnus, dahinter einige Steppenzebras
Mit solchen Knattergefährten wird man durch die Gegend gekarrt

Am Nachmittag fing es dann richtig fies an zu regnen. Wir waren mit Wanderstiefeln und Schirmen gut vorbereitet, darum war das nicht so schlimm. Es führte jedoch auch dazu, dass sich noch mehr Tiere verkrochen.

Stummelaffen, die dem Regen trotzten

Die Krönung war dann noch die Rückfahrt. Die Busse zwischen Port Lympne und Ashford fuhren nur alle 2 Stunden und über den Fahrplan waren sich Internet und Bushaltestelle irgendwie nicht einig. Zum Abschluss standen wir also ewig an einer trostlosen Hauptstraße herum und warteten auf einen Bus.

Port Lympne besteht seit 1976 und wird, wie sein Schwesternpark Howletts Wild Animal Park, von der Aspinall Foundation betrieben. Die Nachzucht und Auswilderung von Wildtieren spielt eine große Rolle, so gibt es in Port Lympne die größte Spitzmaulnashornpopulation außerhalb Afrikas.

Eines der vielen Spitzmaulnashörner des Parks

Wenn ich die tripAdvisor-Bewertungen richtig interpretiere, wurde das Konzept 2010 umgestellt. Davor konnte man den gesamten Park zu Fuß erkunden und gegen Aufpreis an der Safaritour teilnehmen. Heute ist der Eintritt teurer und die Safarifahrt ist im Preis inbegriffen. Stattdessen sind jetzt weite Teile des Parks nicht mehr für Fußgänger zugänglich und man ist auf die LKWs angewiesen. Auch das große Herrenhaus mit Ziergarten in der Mitte des Parks ist nicht mehr für Besucher zugänglich, dieses wurde als Hotel umfunktioniert und kann nur noch für Veranstaltungen gemietet werden, sehr zum Ärger der Stammbesucher.

Dass man nicht viele Tiere sah, ist geschenkt. Das Wohl der Bewohner muss an erster Stelle stehen und keine Tiere zu sehen ist natürlich besser, als wenn sie in viel zu kleinen Käfigen an die Scheiben gezerrt werden. Aber ein Ausgleich wäre nett gewesen: Fotos und "persönliche" Informationen über die Tiere wären schön und Hinweisschilder, wo gerade welche Tiere untergebracht sind, sollten schon sein. Ich habe mehrmals an "Wilde Kreaturen" denken müssen, diesen Film mit John Cleese und Jamie Lee Curtis, in dem sich die Tierpfleger aus Geldmangel selber als Tiere verkleiden.

Manchmal kam einem das schon ein bisschen wie Schikane vor und trotz des hohen Eintrittspreises hat man als Besucher das Gefühl, nicht erwünscht zu sein. Es wird nur das Nötigste getan, um Gäste bei Laune zu halten und alles ist irgendwie extra umständlich, obwohl es nur so kleine Dinge wie eine bessere Beschilderung bräuchte. Wenn sie sich damit mal nicht die Besucherzahlen (und Finanzierung ihrer Projekte) kaputt machen. Alles in allem war es ein schöner Ausflug, aber ich habe mir so viel mehr erhofft, schade! Bloß gut, dass wir nur den halben Preis gezahlt haben.

Viele Tiere haben wir ja leider nicht zu Gesicht bekommen und wenn, waren sie meistens ganz weit weg, nur ein verstecktes Fellbündel unter einem Baum oder so untergebracht, dass man nur Gitterstäbe auf dem Foto hatte. Die meisten Fotos sind während der Safarifahrt entstanden, aber da die Fahrzeuge nie anhielten, hat man immer nur einen kurzen Blick erhaschen können.

Tiger

Geparden bei der Fütterung
Kurz gesehen: Elefantenkuh mit Kalb
Schildkröte und Erdmännchen


Strauße gab's auch
Die Gorillas waren an dem Tag im Innengehege untergebracht
Guinea-Paviane kuscheln gegen den Regen an
Familie Waldhund schaute mal kurz zur Tür hinaus
Links Paviane, rechts Nashörner – auf gute Nachbarschaft

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen