LDN

Sonntag, 29. Juni 2014

National Maritime Museum

Siechtum, heimatliche Verpflichtungen, Faulheit und weit und breit keine spannenden Sachen, über die man berichten könnte ... lange war es ruhig um diesen Blog, aber endlich hat das schlechte Gewissen zugeschlagen und die Ausflugsdichte zugenommen!

Am vorletzten Wochenende waren wir mal wieder im National Maritime Museum bei uns in Greenwich. Wir waren letztes Jahr schon mal da, aber weil es bereits Nachmittag war, hatten wir nicht alles geschafft und uns deshalb vorgenommen, irgendwann noch mal hinzugehen. Das Schöne ist nämlich, dass die meisten Museen hier kostenlos sind, d. h. es ist gar nicht schlimm, wenn man mal vorbeischaut, wenn man nur ein Stündchen Zeit hat.
Die Schlange gilt übrigens dem Eiswagen, nicht dem Museum
Das Gebäude des Museums steht schon seit 1807 und diente früher als Schule für die Kinder der Seemänner, andere Flügel und Gebäudeteile wurden vorher als Speisesaal und Schulkantine genutzt. 1937 zog das drei Jahre zuvor gegründete National Maritime Museum ein. 
'Nelson's Ship in a Bottle' steht am Hintereingang des Museums; gleich dahinter liegt Greenwich Park
Einer der Ausstellungssäle
Wie der Name schon verrät, ist das Museum der Seefahrt gewidmet und mit ca. 2,48 Mio. Exponaten ist es das weltgrößte Museum seiner Art. Thematisch ist es breit gefächert, die Geschichte der britischen Seefahrt spielt mit all ihren Facetten (Entdecker, (Sklaven-)Handel, Walfang, Seeschlachten und Krieg, Kreuzfahrten) natürlich die größte Rolle, aber es gibt auch Boote, Schiffsmodelle, Galionsfiguren, Bauteile wie einen riesigen Schiffspropeller und viele Fotos und Gemälde zu sehen. Und wie jedes britische Museum hat es auch ein Café und Restaurant.
Begehbare Weltkarte
Galionsfiguren für jeden Geschmack
Royal Barge, die 1731 gebaute Prunkbarkasse von Kronprinz Frederick of Wales. Darf man übrigens nicht anfassen, wie der kleine Junge sehr schön demonstriert.
Zeremonialschwerter - man gönnt sich ja sonst nichts
Ich persönlich kann ja mit Schiffen gar nichts anfangen. Offenes Meer macht mir Angst und Schiffe betrete ich nur, wenn es unbedingt sein muss. Aber es gibt so viele unterschiedliche interessante Sachen zu sehen, die zwar durch den roten Faden der Seefahrt zusammengehalten werden, aber sonst nicht viel mit schnöden Booten zu tun haben. Vor allem finde ich die vielen kleinen und großen Dramen hinter den Ausstellungsstücken interessant. Und davon gibt es nicht zu wenig.
Musikalisches Glücksschwein von Edith Rosenbaum, die damit am 14./15. April 1912 in einem der Rettungsboote der Titanic die verängstigten Kinder bei Laune hielt.
Locke von John Adams (1767-1829), einem der Meuterer auf der Bounty. Nach der Meuterei am 28. April 1789 besiedelte er zusammen mit einigen Mitmatrosen und polynesischen Frauen die Pazifikinsel Pitcairn. Ihre Nachfahren leben noch heute dort. 
Von Matrosen verzierte Pottwalzähne. Das vertrieb auf hoher See die Langeweile und war ein willkommenes Zubrot (oder ein nettes Mitbrinsel für die Lieben daheim). 
Ein neuer Ausstellungssaal ist Nationalheld Nelson gewidmet. Admiral Horatio Nelson (1758-1805) hatte einige wichtige Seeschlachten gewonnen und starb in der Schlacht von Trafalgar, als er von einer Kugel in die Schulter getroffen wurde. Bei der Schlacht von Trafalgar schlug die britische Royal Navy eine übermächtige französisch-spanische Armada an der Straße von Gibraltar vernichtend, ohne auch nur ein Schiff dabei zu verlieren. Der Sieg der Briten trug mehr oder weniger zur Niederlage Napoleons bei und sicherte der Insel über hundert Jahre die Seeherrschaft. Nelson starb kurz nach Erringung des Sieges, wurde in einem Fass Branntwein nach London überführt, bekam ein Staatsbegräbnis in der St. Paul's Cathedral und wird seitdem verehrt, wie man unschwer an der Nelsonsäule auf dem Trafalgar Square erkennen kann.
Graviertes Dessertmesser, das Nelson seiner Tochter Horatia überreichte. Mit letzter Kraft bat Nelson das britische Volk, für seine Geliebte und die gemeinsame Tochter zu sorgen.
Das berühmteste Exponat des Museums! Diesen Mantel trug Nelson, als er in der Schlacht von Trafalgar starb. Oben links vor der Schulterklappe ist das kleine Einschussloch. Sieht zwar unspektakulär aus, aber die Kugel zertrümmerte ihm das Rückgrat und raffte ihn drei Stunden nach dem Schuss dahin.
All das sind natürlich nur kleine Eindrücke, aber ich kann jedem ans Herz legen, das National Maritime Museum zu besichtigen. Wie fast alle Museen in London ist es groß und modern und die Ausstellungen und Sammlungen sind wirklich hervorragend aufbereitet. Dass es auch noch im schönen Greenwich liegt, ist natürlich ein dickes Plus.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Das Trennen ist des Mülles Lust

Ah, aua, ja, die Überschrift kann man in die Tonne treten. Aber in welche nur?

Ihr werdet überrascht sein, aber auch hier ist Recycling angekommen. Zwar noch nicht in dem Ausmaß wie z. B. in Deutschland, aber immerhin. Die EU – mal gucken, wie lange das Vereinigte Königreich noch dabei bleibt – hat ja ihren Mitgliedern vorgegeben, bis 2020 die Hälfte des Mülls zu recyceln. Je nach Bewertungskriterien gibt es da bisher unterschiedliche Ergebnisse. Aber in jedem Fall liegt der Streber Deutschland weit vorn. Werte, die für 2010 von der Europäischen Umweltagentur ermittelt wurden, besagen, dass Deutschland die Recycling-Ziele der EU mit 65 % schon locker erreicht hat. Das Vereinigte Königreich dagegen recycelte im selben Zeitraum 39 % der "Siedlungsabfälle", kann dafür aber einen dramatischen Anstieg in den letzten Jahren verzeichnen (allerdings gibt es hier erhebliche regionale Unterschiede).

Übrigens wird der Recycling-Müll hier etwas anders getrennt. Statt Tonnen und Säcke für einzelne Materialien gibt es eine Tonne für Glas, Plastik, Papier und Metall zusammen.